Don't you know, it's the end of the world...

Hiermit mach ich mich dann mal an die Arbeit, eine schöne Kritik für den Austausch zu schreiben!

Auf den ersten Blick fällt es mir schwer, überhaupt irgendwas zu finden, was ich bemängeln könnte, da das Bild im Gesamten sehr stimmig wirkt, insbesondere aufgrund der Licht/Dunkelheit-Thematik. Auch die nicht grade einfache Pose hast du sehr gut hinbekommen und der geneigte und vom Betrachter von oben beschaute Kopf ist auch im richtigen Winkel geneigt, sofern ich das beurteilen kann. So habe ich hier ein im Gesamtwerk stimmiges und vom Konzept her sehr schönes und paradoxes Werk vor mir, nicht zuletzt aufgrund der Ruhe, die der Charakter ausstrahlt, während er sich ja laut Titel und Bildeindruck so ziemlich abgeschnitten von allem befindet. Jedoch spiegelt dieses Verhalten des Charakters sich in der gewählten Blume wieder, sodass ich auch vor der Gesamtkonzeption meinen Hut ziehen muss, immerhin passt der Charakter auf die Untergrundplatte, der Gesichtsausdruck zur Blume und das Gesamtwerk zum Titel.

Allerdings muss ich mich meinem Vorposter anschließen, die recht zusammengeklumpt schwebenden Haare irritieren mich auch ein wenig. Es wirkt irgendwie, als wäre der Charakter unter Wasser und würde eben grade an einer Stelle im schwimmen innehalten, sodass die Haare zeit haben, im Wasser zueinanderzufallen und dort herumzuschweben. Letztendlich wissen wir ja nicht, wie so die Atmosphäre am Ende der Welt ist, insbesondere wenn Magie in der Luft liegt, von daher kann es ja durchaus sein, dass Haare dann so fallen, aber dennoch wirkt es auf den ersten Blick ein wenig schwer. Schwerer als man erwarten würde, wenn die Haare mehr oder weniger in einer Art Magie-Schweerelosigkeit aufwärts schweben.

Zudem ist es das leuchten der Blume selbst, das mich irritiert bzw. die Umsetzung es Leuchtens. Licht richtig wirken zu lassen ist schwer, insbesondere wenn man nur eine einzige, nicht wirklich große Lichtquelle in einem riesigen Bild hat, von der alle Helligkeit ausgehen muss. Ich würde dir dazu raten, stärker mit Kontrasten zu arbeiten. Hier wirkt es alles noch ein Bisschen zu sanft, trotz der Schlagschatten am Bein und am Übergang zum Hinterkopf. Klar, wir haben überall magisch leuchtendes Zeug um sie herumfliegen, das gibt auch nochmal Licht ab, aber generell könnte die Kontrastierung ein wenig höher sein, das würde dem Gesamteindruck sicher nicht schaden - wobei ich mich frage, ob das dann dem Eindruck des Bildes nicht vielleicht alles Naiv-Hoffnungsvolle nehmen und es einfach nur zu beinahe lichtloser Dunkelheit werden lassen würde, sodass der Weltuntergang wohl schon vorüber sein muss und der Charakter hoffnungslos verloren irgendwo in der Dunkelheit nur noch ein bisschen Licht hat, das verloren geht.

Du sagtest, du bist auf Interpretationen gespannt - wo ich grad schonmal so schön am schreiben bin, kan ich da ja auch noch was raushauen. Mir als Betrachter stellt sich zunächst eine Hauptfrage: "Ist das Mädchen magisch begabt und wirkt auf die Blume ein, oder findet sie die leuchtende Blume im nirgendwo und wärmt sich an ihrem magischen Leuchten?"
Theoretisch könnte beides der Fall sein, auber auf mich wirkt sie weniger Schutz- und Wissenslos, als sie sein könnte, sodass ich für mich auch in Verbindung mit dem Bildtitel folgenden Gedankengang habe: Die Welt ist untergegangen und das Mädchen findet sich allein in der Dunkelheit. Sie sucht die nicht grade große Umgebung ab, die sich ihr noch bietet und findet verwundert ein kleines Pflänzchen. Dabei könnte sie die seltsamerweise noch wachsende Pflanze mit der Frage "Weißt du denn nicht, dass grade die Welt untergegangen ist und wir uns hier im Nirgendwo befinden? Wieso wächst du noch?" stellt. Und wenn daraufhin die Pflanze ein kleines Leuchten der Hoffnung von sich geben würde, dann könnte es sie selbst sein, die sich bemüht, das verbliebene Leben zu vergrößern und die Pflanze wachsen zu lassen, um damit zum einen auf weitere Trümmerstücke der vergangenen Erd-Existenz zu gelangen und zum Anderen eben dem einzigen anderen verbliebenen Lebewesen außer ihr selbst zu helfen.

Alles in Allem ist das Bild einfach nur top und lässt 'ne Menge an Interpretation zu. Meine Kritikpunkte halten sich stark in Grenzen und sind auch nix was ich jetzt als Gesetz hinstellen würde, es ist alles eine Sache des Geschmacks und ob jetzt so, wie es ist, oder so, wie es wäre, wenn die Punkte, die ich genannt habe anders wären, in beiden Fällen ist die Wirkung genial.